Gewalt in der Mitte der Gesellschaft
Auch wenn die Frauenhäuser immer voll sind, zeigt das doch nur die Spitze eines Eisberges. Die Gewalt gegen Frauen, und Kinder, sitzt nach wie vor in der Mitte der Gesellschaft und wird viel zu oft abgewiegelt, ignoriert, wenn nicht gar negiert!
Die Gedanken einer Mutter, die mit ihren Erlebnissen nicht alleine steht, ausgelöst durch die aktuellen Diskussionen pro und contra Schulschließung:
Ich kann beide Seiten gut verstehen:
Nicht jede/r ist so privilegiert wie ich und kann 24/7 von zuhause aus arbeiten. Aus Erfahrung weiß ich, wie anstrengend es ist, von zuhause zu arbeiten mit einem kleinen Kind (mein Sohn war 3,5 Jahre alt, als ich mich selbständig gemacht habe).
Und ich verstehe auch diejenigen, die argumentieren, dass Kinder, die Gewalt in der Familie erleben, in der Schule einen sicheren Rückzugsort haben.
Allerdings: In solchen Fällen sollte sowieso ganz anders agiert werden, „nur“ Schule als Rückzugsort ist bei Gewalt in Familien schlicht zu wenig.
Aber es gibt eine Gruppe, die scheinbar gar keine Lobby hat in dieser ganzen Diskussion, und die ist absolut nicht klein: Keiner denkt an die geschätzt 500.000 Kinder, für die Schulschließungen oder zumindest das Recht auf Home-schooling bedeutet, der Gewalt IN der Schule zu entkommen.
500.000 – das ist die Zahl der Kinder, die regelmäßig unter Mobbing in Schulen leiden.
500.000 Kinder, die täglich mit Angst, Bauchweh und oft unter Zwang zur Schule gehen müssen um sich dort verbaler, psychischer und körperlicher Gewalt auszusetzen.
Gerade habe ich in einer Mobbing-Gruppe die Geschichte einer Mutter gelesen, der von der Psychologin in der Klinik, in die ihre 13jährige Tochter nach einem Suizidversuch eingeliefert wurde, gesagt bekam, dass sie ihre Tochter am Montag nach der Entlassung wieder in die Schule schicken muss, weil sie sonst damit rechnen muss, dass die Polizei ihre Tochter abholt und zum Schulbesuch zwingt …
Wir haben das Thema gerade auch wieder ganz akut: Am Montag kam mein Sohn mit einem blauen Auge nach Hause … die Schulleitung ist der Meinung „man könne meinem Sohn keinen Bodyguard an die Seite stellen“ um solche Vorkommnisse künftig zu verhindern. Ist ja nicht so, dass der Schulleitung die Übergriffe seit November 2019 bekannt sind …
Wir haben gottlob einen sehr verständnisvollen Kinderarzt und eine Klassenlehrerin, die meinen Sohn soweit unterstützt, dass er auch von zuhause noch mitarbeiten kann. Aber das hat nicht jeder – siehe die Psychologin von oben.
Warum wird so viel über die Kinder gesprochen, die Gewalt zuhause erfahren, wenn sie nicht zur Schule gehen können (und die vermutlich nach Schulschluss trotzdem Gewalt erfahren … Schule ist nicht 24/7),
– und die Kinder, die Gewalt in der Schule erdulden müssen haben so überhaupt keine Lobby?